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Krankheit und Hoffnung

Aufgrund eines schweren Unfalls musste Tim im Mai 2003 seine Ausbildung als Koch beenden.
Ein langer Krankenhausaufenthalt mit anschließender REHA und ein Jahr Krankschreibung folgten.
Zu der Zeit konsumierte Tim schon chemische Drogen.
Die starken Schmerzmittel, die er wegen seines Unfalls einnehmen mußte, hatten zusätzliches Abhängig-keitspotential.
Im Oktober 2003 erfolgte die erste Entzugsbehandlung in Neuruppin, zwei Tage nach seinem 18. Geburtstag.
Nach nur 12 Tagen wurde er als suchtmittelfrei entlassen. Tim war stolz, er klebte sich eine Kopie der Bescheinigung in sein Zimmer.
Nun hätte eigentlich sofort eine Therapie folgen müssen doch leider vergingen viele Wochen ehe er  einen Termin für eine ambulante Behandlung bekam.
Tim schaffte es nicht, wurde wieder rückfällig.
Völlig schockiert mussten wir zu dieser Zeit auch feststellen, dass sich Tim öfters selbst verletzte, die Schnittwunden am Arm waren nicht zu übersehen.
Wie verzweifelt war unser Sohn, wenn er sowas tat?
Im Herbst 2004, Tim ist nunmehr Polytoxikoman (von verschiedenen Substanzen abhängig), beginnt er eine stationäre Entzugsbehandlung in Uchtspringe. Acht Tage später wird er 19 Jahre alt. Nach drei Monaten kommt Tim stabil und selbstbewußt nach Hause, so unser Eindruck. Leider waren wir als Eltern für Tim gerade in dieser Zeit, wo ein stabiles Elternhaus wichtig gewesen wäre, keine Stütze. Wir hatten wie so oft mit unseren eigenen partnerschaftlichen Problemen zu kämpfen.

Anschließend fängt er in Dresden eine Berufsvorbereitung zur Neuorientierung an.
Wir machen uns große Hoffnungen, dass es nun bergauf geht.
Doch ein paar Monate später wird die Maßnahme aufgrund seiner instabilen Psyche und eines Drogenrückfalls von Seiten der Einrichtung abgebrochen.
Auch ein weiterer Versuch, im Jahr 2006, in einem Berufsbildungswerk eine neue Perspektive zu finden, scheitert.
Die Drogen bestimmen Tim’s Tagesablauf, sein psychischer Zustand ist sehr labil, die zahlreichen Schnittwunden am Arm und den Oberschenkeln weisen darauf hin.
Endlich ist Tim bereit sich in einer Spezialsprechstunde der Charité in Berlin anzumelden.
Die Diagnose lautet Borderline-Persönlichkeitsstörung, eine sehr schwer behandelbare Erkrankung, vorallem in Kombination mit Drogen.
Kriterien dieser Erkrankung sind u.a. ausgeprägte und andauernde Instabilität des Selbstbildes oder der Selbstwahrnehmung, erhöhte Reizbarkeit, Impulsivität in selbstschädigenden Bereichen wie Geldausgeben, Substanzmissbrauch, selbstverletzendes Verhalten und ein chronisches Gefühl von Leere.
(weitere Infos: http://de.wikipedia.org/wiki/Borderline-Persönlichkeitsstörung)

Im Dezember 2006 geht Tim in eine Klinik nach Berlin zur Entzugsbehandlung.
Dank der repressiven Drogenpolitik in Deutschland war es nicht möglich gleich anschließend einen Platz für die stationäre Therapie zu bekommen. Es vergehen Monate ehe ein Therapieplatz gegen  Drogensucht in Kombination mit Borderline frei wird.
Tim wird erneut rückfällig.
In den folgenden Monaten verschlechtert sich Tim’s Gesundheit rapide.
Er spritzt sich inzwischen Heroin.
Wir sind völlig am Ende, können es kaum noch ertragen unseren Sohn in diesem Zustand zu erleben. Wir können nicht helfen wenn er es nicht will, müssen zusehen wie unser eigenes Kind zu Grunde geht.

Endlich im Oktober 2007 ruft Tim bei uns an und bittet um Hilfe.
Einen Tag später, am 11.10., fahre ich mit Tim und seiner Cousine nach Cottbus zu einem Arzt. Dort bekommt er einen  Einweisungsschein zur Therapie nach Berlin und das Medikament Methadon verordnet.
Das Methadon hat starke Nebenwirkungen, ein ständiger Brechreiz quält ihn.
Wir bieten Tim an, bis zum Therapiebeginn bei uns zu bleiben. Er lehnt ab, weil er in seiner Wohnung auf seine Freundin warten will.
Am Samstag, den 13.10., als er seine Tagesdosis Methadon bei uns zu Hause abholt, sehen wir uns das letzte Mal.
Am späten Abend ruft Tim noch den Notdienst, weil die Nebenwirkungen vom Methadon so stark sind und es ihm zusehends schlechter geht.

Der 14.10.2007 soll der schlimmste Tag in unserem Leben werden.
Als wir aufstehen wissen wir noch nichts davon.
Um 9.20 Uhr klingelt das Telefon, das Krankenhaus Herzberg ist dran und der Chefarzt teilt mir mit, dass Tim im Koma liegt, es sieht nicht gut aus sagt er noch.
Mir schnürt es die Luft ab, kann keinen vernünftigen Gedanken fassen … ich muss anrufen … einen Fahrer finden …!
Tim’s Vater ist schon unterwegs, er musste an diesem Tag dienstlich nach Leipzig zur Messe.
Die Fahrt nach Herzberg scheint ewig zu dauern.                                             
Als ich endlich den Eingang vom Krankenhaus betrete, sehe ich Tim’s Freundin mit tränennassem Gesicht. 

Da wußte ich… mein Sohn lebt nicht mehr.

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